Hexen sind wieder in Mode. Kaum eine Mystery Serie kommt ohne ihre Quotenhexe aus und bei 9Live erfährt der Mensch in Not Lebenshilfe durch klassische Werkzeuge von Hexen und Zauberern. Unsere heutige technisierte Distanz zum Übernatürlichen bringt es mit sich, dass wir zum einen nur kopfschüttelnd vor den Greultaten der Vergangenheit stehen und zum andern auf einer Art von permanenten Suche nach der einen Wahrheit sind. Fast scheint es, als gäbe es nichts mehr an das man ungestraft oder zumindest unbelächelt glauben kann.
Es ist schon eine merkwürdige Sache mit dem Glauben. Sobald man sich mit dem Thema „Hexen“ auseinandersetzt, ist man, so man sich nicht von der historischen Seite her nähert sofort bei Glaubensfragen angelangt. Und ja, ich gestehe öffentlich, ich habe meine Probleme mit dem esoterischen nichts desto Trotz versuche ich jeden ernsthaft Gläubigen in seinem glauben auch ernst zu nehmen. Wie viele meiner Zeitgenossen habe ich mir wohl in den letzten Jahrzehnten nach und nach meinen eigenen Glauben gezimmert. Dort findet sich so allerlei aus allen möglichen Richtungen und Strömungen. Ich behaupte, dass es fast nichts gibt das ich nicht schon in ernsthaftem Selbstversuch erprobt habe. Das Mysterium des Glaubens aber blieb mir verwehrt.
Aber ganz unter uns; ich würde was so etwas wirklich umwerfendes wie echte Hexerei gern wirklich wissen und erleben, also auf den Glaubensaspekt ganz dabei verzichten. Leider ist mir bei meinen wirklich umfangreichen Recherchen zu diesem Thema noch nichts begegnet das mich wahrhaft Wissen, geschweige denn auch nur im Ansatz zum Hexenlauben bekehren konnte. Aber irgend etwas muss doch dran sein. Wäre die ganze Hexenverfolgung ein morbider Scherz und Institoris der größte aller Scharlatane mit seinem Hexenhammer?
Es erscheint mir mittlerweile so, dass und da formuliere ich aus Platzgründen eher knapp, die ganze Hexenthematik eine frühe Form der allzu bekannten Weltverschwörungstheorie war. Nur dass damals die Verschwörungstheoretiker in Positionen saßen in denen sie echten Schaden anrichten konnten.
Hexen waren dazumal, zu Beginn der anbrechenden Neuzeit fester Bestandteil des Alltagsglaubens. Der Teufel ein unumstößlicher Fakt und Schadenszauberei ein Kapitalverbrechen. Ganz im Sinne eines neuen Wissenschaftsverständnisses ging man nun daran mit den Werkzeugen des Humanismus und der Renaissance diesem Alltagsphänomen zu Leibe zu rücken. Logik und Rethorik wurden dazu eingesetzt dem Aberglauben beizukommen. Bis hin zu der hahnebüchenden Logikkette, dass es häretisch sei die Existenz von Hexen zu leugnen. Heutzutage glauben wir zu wissen, dass das alles ausgemachter Blödsinn war.
Grundsätzlich schreckt es mich ab, wenn ich in der Grabbelkiste meines Buchladens Bücher finde die allzu oft dieses Thema anschneiden oder scheinbar erschöpfend behandeln. Wahres esoterisches Wissen als Remittende oder zum reduzierten Sonderpreis? Nicht zu Glauben, in jedem Sinn. Als ich vor einiger Zeit auch ein Buch von Starhawk in so einem Wühltisch fand, gleich neben der Einheitsbiebelübersetzung verloren beide Werke augenblicklich in mir massiv an Würde.
Ist es heutzutage überhaupt noch En Vogue zu behaupten, man glaube nicht an Hexen, das wäre alles nur Hokus Pokus und fauler Zauber? Gerade in der mittelalterlichen Szene tummeln sich viele Menschen die sich dazu hingezogen fühlen und Kraft aus ihren Ritualen, Räucherungen und Beltane Festen ziehen. Ist es richtig diesen Suchenden nach ihrer eigenen Spiritualität einen wissenschaftlichen Spiegel vorzuhalten und allesamt als Narren zu bezeichnen? Ich kann nur wieder aus eigenem Erleben schöpfen. Rituale beispielsweise sind wichtiger Bestandteil unseres Lebens, auch meines. Sind diese nicht sinnentleert helfen sie uns wieder in dieser furchtbar modernen Welt zu uns selbst zu finden. Aus dieser Sicht kann ich nur jeder modernen Hexe die spirituelle Hand schütteln, da sie etwas geschafft hat was sich mir größtenteils entzieht.
Ich würde gern Glauben wollen… aber so scheint das wohl auch nicht zu klappen. Ich wünsche wie so oft mir und der Welt, dass es Hexen gibt. Mein sich nach mehr Phantastik in der Realität sehnendes Herz bräuchte so etwas dringend. Und sollte es darunter dann auch die ein oder andere böse Hexe geben, naja dann würden auch die althergebrachten Hilfsmittel gegen Hexen ihren Wert beweisen können.
Das erfreulichste für mich an Hexen derzeit ist, dass sie meist einen guten Tee zuzubereiten verstehen, mich nicht bekehren wollen, immer echte Freude am gesprochenen Wort haben und trotz eines irgendwie inhärenten Religiösen Gedankens eher ungern Suicide Bomber in Einkaufszonen abgeben.
Schließen möchte ich mit einem Zitat aus „The Wiccan Rede“:
„Schadet es keinem, dann tu, was du willst.“
Euer Falk
Einfach klasse… hat viel Spaß gemacht beim lesen. Ich hoffe da kommt noch mehr.
Oh ja… Ich habe noch wirklich viele Artikel in Petto…*g*
Hallo =)
Ich habe grade mit hegen Interesse den Beitrag gelesen und dachte mir, ich lasse dir ein paar Zeilen dazu da. Immerhin bin ich am Fuße des Blocksberg quasi groß geworden und bekenne mich gern dazu, dass ich mich in diesem Bereich „zu Hause“ fühle, auf viele Arten. Aber anders als die Meisten der „Meinen“ und mit einer anderen Sicht auf die Dinge. Denn es ist nicht alles schwarz und weiß, nicht alles… grad dieser Bereich unterliegt dem Wandel. Esoterik und Magie haben viele Facetten und Schattierungen, viele Auslegungs-und Glaubensmöglichkeiten. Wenn du Lust – und vorallem Zeit hast – bist du gerne eingeladen, dass wir uns noch einmal drüber persönlich unterhalten, wenn wir uns irgendwo sehen. Würde mich freuen. Bekehren sollte man niemanden, das hat für mich immer etwas von Zwang und das spricht so völlig gegen das Zitat, was du gebracht hast. Jeder sollte selber frei entscheiden können, sich seine Meinung und Ansichten bilden können, sollte dazu aber auch offen genug für Möglichkeiten sein, die vielleicht nicht dem normalen Naturell entsprechen. Vielleicht finde ich ein paar Worte und Antworten, die dich zumindest besser verstehen lassen oder zumindest einen anderen Blickwinkel aufweisen…
Alles Liebe und danke für die Denkanstöße hierin 😉
Evy
Ich komme gern auf dein Angebot zurück!
Hallo Falk,
gut geschrieben Deine Beiträge. Würde Deiner Website gerne folgen, doch leider finde keinen „follow“-Button.
Schreib weiter so.
LG Jens
Ich arbeite daran!
Salve,
ein sehr schöner Bericht, da ich gerne ein Zeichen setze, damit der/die Verfasser Gewiss sein können, dass die Berichte und Gedanken auch tatsächlich gelesen werden, möchte ich ein paar Zeilen hinterlassen.
Dieses Thema ist sehr umfangreich, wie du bereits geschrieben hast, sie reicht von Erzählungen, Glauben, bis hin zum heutigen Leben, wobei ich ganz klar erwähnen möchte; selbst wenn gerne gesagt wird, ich sei so etwas wie eine „Kräuterhexe“, möchte ich in der damaligen Zeit nicht gelebt haben. Die bloße Andeutung in der Öffentlichkeit wäre wohl mein Todesurteil gewesen.
Wenn ich Besucher meine Heimatstadt Hannover näher bringe, komme ich natürlich auch auf das Thema Hexenverbrennung, schließlich prägte diese Zeit auch diese Stadt. Ich kann die schönen Bilder einer Hexe, die unbehelligt Rituale durchführt oder ausgelassen um ein Lagerfeuer tanzt daher leider nicht teilen. Wenn ich an Hexen denke, kommen Gedanken der scharfen Gerichtsverhandlungen durch. Wie einst (vorallem (kluge) Frauen) der Hexerei angeklagt und durch grausame Folter während der Prozesse, spätestens aber durch die unmöglich bestehenden Proben gequält wurden. Bis viele sich selbst schuldig bekannten, nur damit der folgende Tod zur Erlösung wurde.
Ich könnte so vieles schreiben, Denkanstöße hast du ja genug gegeben 🙂 Wer mehr über dieses Thema erfahren möchte, findet viele Quellen dazu. Die damaligen Verhandlungen sind so skuril und unbegreiflich in der heutigen Zeit, dass sich eine kleine Zeitreise in den Gedanken mehr als lohnt.
In der heutigen Mittelalterszene finde ich es faszinierend, dass es viele Unterschiede gibt. Manche Hexen bringen tatsächlich einem eine sehr interessante Glaubensrichtung näher, andere fordern förmlich es heraus vom Volk als Hexe öffentlich betitelt und „gejagt“ zu werden. Gut also, dass wir alle im hier und jetzt leben und jeder (fast) so sein kann wie er/sie es möchte 😉
Hallo Nephlim!
Danke für deine Zeilen. Es freut mich diese zu lesen!
Falk