Mümmelsteins Memorandum – Umsonst gewartet

Die Angst vor dem Ende der Welt. Wer kennt sie nicht? Gut, vermutlich bin ich als Kind der Achtziger Jahre mehr als andere damit aufgewachsen.
Meine frühkindliche Begeisterung für Goscinny und Uderzos Geschichten von Asterix & Obelix haben mir schon in frühster Jugend klar gemacht, dass eine völlig reale Bedrohung meiner Existenz die unumstößliche Tatsache ist, dass einem der Himmel irgendwann droht auf den Kopf zu fallen. Wenn schon meine Helden allein davor und nicht vor Cäsars Legionen zittern, dann musste da etwas dran sein, beim Teutates!

Umsonst gewartet (Zillo Medieval)

Umsonst gewartet (Zillo Medieval)

Die nächste Schreckensvision meines Lebens war die unabwendbare Gewissheit, dass die Welt in naher Zukunft in einem allgewaltigen Atomkrieg untergehen wird und man sich entsprechend darauf vorzubereiten habe. Für alle diejenigen, die sich diese Zeit nicht mehr vorstellen können, sei der Zeichentrickfilm „Wenn der Wind weht“ und die Romanverfilmung „Malevil“ schwer ans Herz gelegt. Zudem wurde man damals mit dem wundervollen Genre der Endzeitfilme, allen voran „Mad Max“ quasi bombardiert und bestens auf den „Day After“ vorbereitet.
Dann war irgendwann klar, dass wenn schon nicht der Himmel oder der Strahlentod dann doch der saure Regen und die unabwendbare Zerstörung der Natur wie wir sie kennen meinem Leben ein schreckliches Ende setzen wird.
Kurzzeitig gab es dann noch die Milleniums Panik, denn schließlich muss doch etwas Schreckliches passieren, wenn sich so etwas physikalisch Fundamentales wie „der Kalender“ ändert. Offenbar war die Bevölkerung schon zu sehr durch alle vorherigen apokalyptischen Visionen derart abgestumpft, dass dazu noch ein Windows-Betriebsystems-Fehler, der angeblich die Datumsumstellung auf 2000 nicht mitmachen würde, nötig war um die gewohnte Endzeitstimmung einkehren zu lassen. Dazwischen gab es noch Aids und die absolute Sicherheit, dass uns eine Pandemie ausrotten wird.
Alles in allem wurde ich über dreißig Jahre, von der Kubakrise bis zur Vogelgrippe mit dem Ende der Welt konfrontiert. Wir hatten mit der Zeit alle möglichen Arten von Bedrohungen und Feindbildern. Weltkrieg, verrückte Wissenschaftler mit Höllenmaschinen, Biowaffen, Naturkatastrophen (Polschmelze, Waldsterben, Plattentektonik, Erdbeben und Überschwemmungen), Ost/West, fanatische Terroristen, Computerviren und Aliens. Wobei es zum Wesen einer zünftigen Endzeit gehört, dass diese einfach unausweichlich ist.
Dass ich diesen Artikel überhaupt schreiben kann, liegt einzig und allein daran, dass keine der oben erwähnten Apokalypsen es wagte einzutreten.
Die nächste rollt schon wieder schicksalhaft auf uns zu. Der Mayakalender überdreht und ein weiteres neues Zeitalter soll beginnen. Das dachte unsereins auch schon, als sich das Wassermann Zeitalter näherte und grundsätzlich ist irgendwie auch nichts passiert.
Alles umsonst könnte man meinen.
Ein guter Barometer für die aktuellen Apokalypsen sind meist auch die Themen unserer beliebten Computerspiele. Mit dem neusten „Resident Evil“ liegen wieder die Biobedrohungen gut im Rennen. Irgendwie macht es mich schmunzeln, dass der Mayakalender selbst für die Autoren von Computerspielen zu lasch war. Der nächste wirklich wichtige Endzeit Indikator sind die Filme der James-Bond Reihe. Wer wissen möchte, welche Katastrophen uns dazumal hätten auslöschen oder bedrohen sollen, der findet hier alles, schön geschüttelt und nicht gerührt, in bester chronologischer Reihenfolge.
Und das waren jetzt nur die möglichen Apokalypsen, mit denen ich konfrontiert war. Es ist sich unschwer auszumalen, wie unsere Altvorderen jeweils mit ihren Endzeit Szenarien beschäftigt waren. Die Themen bleiben grundsätzlich dieselben: Hunger, Krankheit, Krieg und Tod. Die biblischen Reiter der Apokalypse. Es hat sich nicht viel geändert in den letzten 2000 Jahren.

Zillo Medieval # 11

Zillo Medieval # 11

Im sogenannten Abendland sind wir durch unsere christlich religiöse Sozialisierung quasi darauf programmiert mit dem nahenden Weltende, der sogenannten Naherwartung, zu rechnen. Ein großes Problem des frühen Christentums und einiger heute noch aktiven Klein- und Kleinstkirchen war und ist, dass die jeweiligen Gläubigen fest damit rechnen, dass die Endzeit zu ihren Lebzeiten eintritt. Nachdem die Urchristen nun aber mehrere Jahrhunderte sozusagen vergeblich auf das Ende gewartet hatten und einige teilweise heute noch jeden Tag damit rechnen, musste sich der Glaube transformieren, da er ansonsten drohte unglaubhaft zu werden. Die Naherwartung Armageddons wich dem Paradies-Modell und ein seltsam anmutendes Konzept einer Zwischenlagerung der Seelen bis zum Weltende wurde entwickelt. Dankeschön, liebe Religion, für diesen bescheuerten Psycho Defekt der westlichen Welt!

Die Angst vor einem wie auch immer gearteten Weltenende treibt Menschen zu den absurdesten Handlungen und Taten. Manche haben derart Angst davor, dass sie sich rechtzeitig vorher das Leben nehmen, manche bereiten sich vor und warten an heiligen Orten, weil sie der Meinung sind genau dort vor dem Ende und dessen Auswirkungen verschont zu bleiben, nur um am Morgen nach der Stunde Null alles wieder einzupacken und die Propheten erneut einen erneut absehbaren Termin festlegen zu lassen. Weltende in 200 Jahren ist irgendwie auch nicht so dramatisch wie kurz vor Weihnachten. Wir lieben einfach das Drama. Ich glaube, es steckt einfach die Tatsache hinter all diesem apokalyptischen Mumpitz, dass wir uns nicht vorstellen können oder wollen einfach ohne großen Knall, Big Bang, D-Day und maximaler Katastrophe abzutreten.

Als Kenner zum Thema Weltende versichere ich allen Lesern, dass der Tag nach dem Ende des 13. Baktun (der 22.12.2012) ein bestimmt schöner Dezembertag werden wird, der letzte Samstag vor Weihnachten. Er wird nur für diejenigen apokalyptisch, die auf ein Weltende spekuliert und darum keine Weihnachtsgeschenke eingekauft haben.
Also bitte… merkt Euch: Wir überleben, einfach so. Aber es wird auch alles für jeden einmal enden, ganz ohne dramatisches Armageddon, auch einfach so. Ich bin gerade versucht noch ein paar wirklich weise klingende Sätze abzusondern über ein „gutes“ Leben, aber es ist eigentlich auch egal. So oder so, wir alle erleben es ja sowieso.

Euer Falk.

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